Einzelinteressen vor Gemeinwohl gestellt

Wohnen in Euskirchen wird immer teurer. Mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen und Spekulationen verhindern ist das Ziel von sog. Baulandmodellen. Eine Mehrheit aus CDU, FDP und AfD ist jedoch dagegen. Der „Markt“ soll Probleme lösen.

Einen Vorschlag für ein Baulandmodell hatte die Verwaltung der Stadt durch den neuen technischen Beigeordneten ausgearbeitet und im zuständigen Ausschuss und im Rat zur Abstimmung gestellt.

STÄDTISCHER ZWISCHENERWERB VON CDU, FPD und AFD ABGELEHNT

Die Stadt sollte bei neuen Baugebieten alle Grundstücke erwerben, erschließen und zu einem einheitlichen Preis veräußern. Damit sollten Spekulationen verhindert, Bauvorhaben gezielter gefördert und mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden.

Das war einer seltsamen Mehrheit aus CDU, FDP und AfD zuviel staatlicher Eingriff. Während im Planungsausschuss ein Abstimmungs-Patt zu einer knappen Ablehnung führte, wurde der Vorschlag im Stadtrat mit Mehrheit abgelehnt.

FEHLGELEITETER WOHNUNGSMARKT

„Leider lösen Märkte nicht alle Probleme für die Menschen und es bedarf in vielen Fällen staatlicher Lenkung. Der Wohnungsmarkt in Euskirchen erfüllt nicht die Bedürfnisse der Menschen nach bezahlbarem Wohnraum, sondern er wird in erster Linie den Interessen von Landbesitzern und Bautreibenden gerecht“, sagte Michael Höllmann, SPD-Fraktionschef.

Ein starker Zuzug nach Euskirchen verknappt den Wohnraum. Es gibt keine Leerstände von Mietwohnungen und die Preise für Baugrundstücke erreichen Rekordwerte. Es wird viel gebaut in Euskirchen, aber Neubauvorhaben sind oft vergeben, bevor sie fertiggestellt sind.

NEUBÜRGER KONTRA EINHEIMISCHE

„Wir haben in Euskirchen keinen Mangel an Bauland und Bauvorhaben, aber die Nachfrage ist stets deutlich größer als das Angebot. Für Kölner und Bonner Verhältnisse kann man in Euskirchen weiterhin preiswert bauen und wohnen. Immer mehr zu bauen, löst das Problem nicht, weil das Preisgefälle zwischen den Metropolen und Euskirchen und damit der Zuzugs-Druck zu groß sind. Die Einheimischen bleiben dabei immer auf der Strecke. Und das betrifft vor allem die Schwachen, aber auch den Mittelstand“, so Höllmann weiter.

METROPOLEN VERLAGERN WOHNUNGSNOT

Köln und Bonn bleiben begehrte Ansiedelungsorte und wachsen immer weiter. Nur lösen diese Städte ihre Wohnungsprobleme nicht selbst, sondern die Wohnungsnot verlagert sich bis nach Euskirchen. Und hier können die Kölner Defizite auf dem Wohnungsmarkt niemals ausgeglichen werden.